Die Wirksamkeit von Coaching
Was Coaching wirksam macht, ist eine zentrale Frage der Coaching-Psychologie. Deshalb war es mir zu Beginn meines Berufs als Coach besonders wichtig herauszufinden, wie sich die Wirksamkeit von Coaching beim Menschen entfaltet. Ein Grund dafür war meine grundlegende Neugierde. Ein Anderer war die Annahme darüber, dass ich meine Coaching-Sessions darauf ausrichten und recht schnell verbessern konnte. Meine Coachees profitieren am Ende durch eine nachhaltige Verarbeitung der eigenen Themen. Am Ende meiner Ausbildung zum systemischen Coach und Changemanager fiel die Wahl meines Facharbeitsthemas somit auf: Die Wirksamkeit im Coaching. In dieser Arbeit ging es mir einerseits um den wissenschaftlichen Blickwinkel auf das Thema, andererseits um die philosophische Sichtweise hinter der Wirksamkeit an sich. Dieser Blog-Artikel fokussiert sich auf den wissenschaftlichen Bereich.
Das Gehirn und die Wirksamkeit von Coaching
Zu Beginn ein kurzer Ausflug in die Psychologie. Hier wurde bisher intensiver und mit viel mehr Forschungsmittel geforscht, als im Coaching-Bereich. Der Leitsatz Psychotherapie wirkt, wenn es wirkt, darüber, dass es das Gehirn verändert hat die Wirkungsforschung geprägt. Er lässt sich auf das Coaching übertragen, was so viel bedeutet wie: Wenn sich das Gehirn nicht verändert war alle Coaching-Mühe umsonst.
Doch was ist dafür nötig?
Die Chemie im Coaching muss stimmen
Grundvoraussetzung im Coaching ist eine gute Beziehung zwischen Coach und Coachee. Wenn mindestens einer von beiden merkt, mit der Chemie wird das hier nichts, braucht das Coaching in der Konstellation erst gar nicht fortgesetzt werden. Die Erfolgsaussicht auf Lösung des Anliegens liegt in weiter Ferne. Eine gute Coach-Coachee-Beziehung ist somit unersetzlich. Wissenschaftliche Studien haben belegt, dass die Chemie, also die therapeutische Beziehung 30 – 70 Prozent der Wirksamkeit beeinflusst. Empathie ist somit Grundvoraussetzungen im Coaching. In der Praxis nutze ich einkostenloses Vorgespräch, insbesondere um diesen wichtigen Faktor zu berücksichtigen. Auf neuronaler Ebene sorgt übrigens das Hormon Oxytocin (auch als Bildungshormon bekannt) für die verstärkte Wirksamkeit im Coaching.
Das Problem an die Oberfläche holen
Im Mittelpunkt des Coachings steht der Coachee mit einem oder mehreren Herausforderungen. Oft läuft das Fass schon über oder der Wunsch nach Veränderung ist besonders groß, wenn der Coachee zum ersten Mal einen Coach kontaktiert. Im Coaching betrachtet der Coachee sein Problem aus verschiedenen Blickwinkeln. Der Coachee agiert als Fragensteller und Sparingspartner. Zuerst verläuft der Dialog vielleicht auf der rationalen Ebene. Veränderung findet aber nur dort statt, wo wir in tiefere Ebenen abtauchen. Je besser der Coachee im Coachingprozess in Kontakt mit seinen Gefühlen und Emotionen kommt, desto größer sind die Erfolgsaussichten auf Veränderung. Meine Aufgabe als Coach ist es unter anderem die Vergegenwärtigung des Problems zu fördern. Nur so kann die spätere Verarbeitung und/oder Veränderung im Gehirn funktionieren.
Die Aktivierung von Kraftquellen
Grundsätzlich dienen innere und äußere Kraftquellen zur Bewältigung von Problemen. In der Außenwelt können solche Kraftquellen die Familie, Freunde oder im beruflichen Kontext Kollegen sein. In unserer inneren Welt haben sich häufig Kraftquellen manifestiert, die aus der Vergangenheit resultieren. Dazu zählen beispielsweise sinnvolle Strategien oder Fähigkeiten aus der Kindheit oder Jugend. Aber auch angeeignetes Wissen und positive Erfahrungen sind Beispiele für innere Ressourcen. Diese werden während einer Coaching-Sitzung gezielt aktiviert, damit der Coachee in eine positive Haltung gelangt. Meine Aufgabe als Coach ist es den Coachee anzuleiten und seine Kraftquellen zum richtigen Zeitpunkt zu aktivieren.
Die Frage nach dem Grund
Ein weiterer wichtiger Aspekt bei der Wirksamkeit von Coaching ist, dass der Coachee eine Idee über die Ursprünge und Hintergründe seiner Probleme bekommt. Probleme können nämlich durchaus seinen Sinn und Zweck verfolgen. Beispielsweise sind dies Strategien, die in der Kindheit Sinn gemacht haben, dem Coachee jedoch heute nicht mehr dienlich sind. Vielleicht sind sie sogar kontraproduktiv und wirken dem Fortschritt im Leben entgegen. Es ist wichtig, dass der Coache darüber ein Verständnis bekommt.
Wie Problembewältigung funktioniert
Das bisher Beschriebene stellt die Grundlage für wirkungsvolles Coaching dar. Wirklich vollständig ist die Wirksamkeit von Coaching jedoch erst, wenn das Problem des Coachee bewältigt bzw. verändert wird. Es kommt drauf an, inwieweit der Coachee es zulässt, in die Tiefe seines Selbst einzutauchen. Wer ein konkretes Problem nämlich im Kern löst, löst oftmals das übergeordnete Thema. Im Coaching können Vor- und Nachteile abgewogen werden. Es kann thematische Klarheit geschaffen werden. Wie bereits erwähnt ist es jedoch viel wichtiger, das der Coachee an einen Punkt herangeführt wird, an dem er sein Problem loslassen kann. Dies funktioniert über unsere Gefühle und Emotionen.
Wirksamkeit von Coaching - Aha-Erlebnisse und innere Perspektivwechsel
Damit Coaching eine Lösung des Problems herbeiführt, muss sich seine Wirksamkeit erst einmal entfalten. Die Entfaltung startet bereits während einer Coaching-Sitzung. Beispielsweise setzen Aha-Erlebnisse in tieferen als der rationalen Ebene an. Aha-Erlebnisse sind sogar anhand von Gehirnwellen messbar und setzen voraus, dass ein unbewusster Weg beim Verlassen der inneren Sackgasse genommen wird.
Im Emotionscoaching erlebt der Coachee beispielsweise häufig eine Regulierung von übersteuerten bzw. dysfunktionalen Emotionen oder einen inneren Perspektivwechsel. Durch individuell ausgewählte Interventionen sorgen wir für eine gerechte Ressourcenverteilung im Gehirn. Nähere Informationen zur Wirksamkeit von Coaching mit Emotionen findest du auch in meinem Blog-Beitrag Emotionscoaching – So funktioniert´s
Was Wirksamkeit von Coaching mit "loslassen" zu tun hat
Problemlösung und Heilung erfolgt durch Loslassen. Wirkliches Loslassen ist jedoch nicht so einfach, wie es klingt. Loslassen funktioniert erst dann, wenn der Coachee bereit dafür ist. Der Coachee musst in sein Thema eintauchen, sich mitunter seinem emotionalen Schmerz stellen und ihn annehmen, bis er sich lösen kann und sich sein unangenehmes Gefühl beruhigt. Je tiefer das Problem sitzt, desto intensiver gehst er dorthin, denn die Lösung steckt in ihm selbst.
Nachdem sich der Coachee seinem Thema gewidmet hat, die emotionale Verarbeitung angekurbelt wurde und weiterhin aufmerksam ist, wird er feststellen, dass sich auch angrenzende Themen positiv verändern, mit denen er vielleicht gar nicht gerechnet hat. Wird das Innere verändert, passt sich das erlebte Äußere an.