Die eigene Lebensgeschichte schreiben

Im Rahmen meiner Coachings biete ich hin und wieder die Hausaufgabe an, die eigene Lebensgeschichte zu schreiben. Die Lebensgeschichte schreiben klingt erst einmal nach einer Mammut-Aufgabe. Doch wir können uns auf gestimmte Themen fokussieren und unser Ziel im Blick behalten. Warum Lebensgeschichten für die persönliche und berufliche Weiterentwicklung nützlich ist und welche Fragen wir uns dazu stellen können, erläutere ich in diesem Blog-Beitrag. Regelmäßiges Schreiben senkt übrigens den Blutdruck und lässt das Herz langsamer schlagen.

Lebensgeschichte schreiben heißt Emotionen und Fakten zu kombinieren

Für das Schreiben der eigenen Lebensgeschichte sind besonders die emotional gefärbten Erinnerungen von großer Bedeutung. Das sind die Momente im Leben, die sich in unser Gehirn eingebrannt haben und das nicht ohne Grund. Einige von diesen Eckpfeilern geben uns auch einen Hinweis auf unsere Themen, die uns im Leben immer wieder begegnen werden – besonders die, aus denen wir lernen oder auch anderen etwas mitgeben sollen.

Vielleicht ist es nur der eine Satz von unserem Grundschullehrer, der uns im Gedächtnis geblieben ist oder das eine Ereignis, das wir im Fernsehen gesehen habe, welches wir als emotionalen Meilensteil ansehen. Unbestreitbar kann es aber auch ein Unfall, ein Gewaltereignis oder (um auch ein positives Ereignis zu nennen), die Geburt des eigenen Kindes oder die Hochzeit sein. Es geht nicht darum, nur die schlechten oder nur die schönen Dinge aufzuschreiben. Es geht um die Höhen und die Tiefen.

Die „harten Fakten“, also die Meilensteine unseres persönlichen Lebenslaufes, sind natürlich auch bedeutsam. Sie helfen uns beispielsweise eine Struktur in die Lebensgeschichte zu bekommen. In Kombination mit den emotionalen Eckpfeilern kommen wir unserem leidenschaftlichen „roten Faden“ im Leben näher.

Unsere Lebensgeschichte schreiben wir entweder am Rechner oder klassisch mittels Stift und Papier.

Wie wir die eigene Lebensgeschichte schreiben

Wir dürfen uns Zeit nehmen, sobald wir unsere Lebensgeschichte schreiben. Es soll kein zeitlicher Druck aufkommen – nachlässig sollten wir aber auch nicht sein. Wir können uns für die finale Fertigstellung unserer Geschichte ein zeitliches Ziel setzen. Es macht generell Sinn, sich für diese Aufgabe ein paar Termine im Kalender zu blocken. Die vielen Punkte der Lebensgeschichte schreiben sich nun mal nicht nebenher und auch nicht in einem Rutsch.

Neben den terminierten Brainstormings werden uns spontan Ereignisse in den Kopf kommen, die für unsere Lebensgeschichte relevant sind. Deshalb ist es hilfreich an jeden Ort und zu jeder Zeit eine Möglichkeit zu haben, Gedanken aufzuschreiben. Wir können beispielsweise unsere Notizen-App auf dem Handy verwenden. Selbstverständlich ist die Kombination von klassischem Stift und Notizzettel ebenfalls eine sehr gute Alternative. Hauptsache, wir vergessen diese oftmals wichtigen Ereignisse nicht.

Wir schreiben übrigens keine Biographie, die wir später veröffentlichen. Subjektives und emotionales Schreiben ist also absolut erwünscht. Werten und Beurteilen sind ebenfalls erlaubt. Es geht um unsere eigene Sichtweise. Gemeinsam erlebte Ereignisse können emotional total unterschiedlich aufgenommen werden. Wenn wir andere Personen zu unserer eigenen Lebensgeschichte befragen, sollten wir daher vorsichtig vorgehen.

Die eigene Lebensgeschichte schreiben
Wenn wir unsere Lebensgeschichte schreiben, haben wir unsere Notizen bestenfalls immer bei uns.

Wozu wir die eigene Lebensgeschichte schreiben

Die eigene Lebensgeschichte schreiben, kann zum einen sehr befreiend sein. Wir befriedigen besonders unser Bedürfnis nach Ordnung und Struktur im Leben. Ergeben sich aus den vielen, im Kopf unsortierten Ereignissen, ein Zusammenhang, erleben wir das Gefühl der Kohärenz, was so viel heißt wie Sinnzusammenhang. Wir haben (glücklicherweise) nicht immer in der Hand, wie unser Leben läuft, können aber besser damit umgehen, wenn wir Zusammenhänge erkennen. 

Die Lebensgeschichte schreiben dient zusammengefasst dazu, Orientierung in unserem Leben zu erlangen und einen roten Faden zu finden. Mittels dieses roten Fadens können wir unser Leben sogar fortschreiben. Denn unsere Meilensteine dienen auch dazu, unsere Lebensvision zu definieren. Die Lebensvision kann auch als der Fixstern oder der Nordstern angesehen werden, der uns als Orientierung für unsere zukünftigen Ziele im Leben dient.

Ablauf Lebensgeschichte schreiben

  • Terminiere die Arbeit an deiner eigenen Lebensgeschichte. Sorge für Ruhe, damit du dich fokussieren kannst. Schalte das Handy am besten aus.
  • Starte mit der Geburt. Wenn du lieber einen anderen Zeitpunkt wählen willst, funktioniert das natürlich auch. Wichtig ist, dass du die Struktur bei Schreiben halten kannst.
  • Aufbauend auf das Startereignis werden weitere Ereignisse vor- oder nachgelagert (stichpunktartig) aufgeführt. Du kannst Sätze natürlich auch ausformulieren, doch es geht nicht darum, deine Biographie zu schreiben.
  • Im Rahmen eines persönlichen Brainstormings schreibst du alles auf, was dir einfällt. Die emotionalen Momente bzw. die Höhen und die Tiefen sind besonders interessant.
  • Zwischen den terminierten Zeiten ergänzen wir unsere Notizen mit Ereignissen, die uns zwischendurch in den Kopf kommen.
  • Stichpunkte kannst du am Ende noch einmal ausformulieren. Das ist aber kein Muss.
  • Zum Schluss gehst du in die Selbstreflexion. Kannst du einen roten Faden erkennen? Was sagt das über deine Visionen und Ziele in der Zukunft aus?

Es kann sinnvoll sein, das Schreiben an der eigenen Lebensgeschichte in mehrere Terminblöcke aufzuteilen, je nach dem, wie ausführlich wir schreiben. Zudem macht es Sinn immer einen Notizblock dabei zu haben, denn sobald wir uns intensiv mit unserem Leben beschäftigen, ploppen immer wieder Themen während des Tages auf. Diese Aspekte können wichtig sein. Deshalb notieren wir sie am besten sofort, um sie später in unser Hauptdokument zu übertragen. 

Beispielfragen, die wir uns für die Lebensgeschichte stellen können

  • Was waren bisher die großen Meilensteine in meinem Leben? Wo habe ich die Siebenmeilenstiefel eingesetzt?
  • Welche Erfahrungen machen mich aus?
  • Was habe ich in meinem Leben erreicht?
  • Welche Träume konnte ich mir bisher  erfüllen?
  • Was haben andere mir zu verdanken?
  • Wofür habe ich mich immer wieder gerne eingesetzt?
  • Was hat mir immer wieder Freude bereitet?
  • Wovor habe ich hatte bzw. habe ich Angst? Was traue ich mich nicht?
  • Was weckt immer wieder meine Neugier? Wo liegt meine Sehnsucht?
  • Was waren Sternstunden? Was hat dich zum Strahlen gebracht?
  • Schicksalsfügungen oder Schicksalsschläge? Was habe ich daraus gelernt?
  • Was war mein größter Schmerz oder meine größte Sorge? Wovor wollte ich immer wegrennen?Wie konnte ich meinen Schmerz (bisher) heilen?
  • Welche Blockaden/Hürden traten immer wieder auf? Wie habe ich sie überwunden?
  • Welche Talente und Stärken konnte ich immer wieder unter Beweis stellen?
  • Was war dein größter Antreiber?
  • Was bedeutet mir geboren worden zu sein uns zu sterben?

Ziel: Unschöne Abschnitte in der Lebensgeschichte loslassen

Existieren in unseren geschriebenen Zeilen Abschnitte, die sich eher wie ein Alptraum lesen, weil wir sie auch als Alptraum erlebt haben? Diese Abschnitte sind ein Teil unseres Lebens, sie sprechen uns aber nicht (mehr) an. Wir können uns Zeit nehmen, über diese Zeit nachzudenken, nachzufühlen und sie später im Rahmen eines Rituals loszulassen. Wir können diesen Teil unserer Lebensgeschichte gesondert aufschreiben und an einem sicheren Ort verbrennen. Unsere Emotionen helfen uns dabei, ein solches Ereignis loszulassen. Sie sind nicht vergessen, aber wir lösen uns von ihnen. In der Praxis verabschieden wir uns mit anerkennenden Worten und Dankbarkeit von dieser Episode. Sie darf sich in Rauch auflösen.

Lebensabschnitte loslassen
Im Rahmen eines Rituals können wir Abschnitte unseres Lebens loslassen

Ziel: Eine eigene Expertenpositionierung im Beruf finden

Um einen Expertenstatus zu repräsentieren können wir uns über unsere eigene Lebensgeschichte positionieren. Das kann im Anstellungsverhältnis oder in der Selbstständigkeit relevant sein. Wenn wir uns als Personenmarke in einem Expertenfeld positionieren möchten, können wir das über die eigene Story machen. Der große Vorteil: die eigene Lebensgeschichte ist niemals kopierbar. Die Zielgruppe kommt nicht nur aufgrund des Themas, sondern auch, weil sie sich mit dir identifizieren kann. Hast du über deine Lebensgeschichte ein Thema gefunden, das du verkörpern möchtest frage dich: Warum liegt dir die Thematik am Herzen? Welche Erfahrungen hast du diesbezüglich gemacht? Was macht dich besonders? So findest du zu deiner Expertenpositionierung.

Wenn du dir mehr Informationen zu diesem Thema wünschst oder dich im Coaching von mir begleiten lassen möchtest, dann klicke auf dem Whats-App-Button unten rechts oder nutze die Schaltfläche unten für ein kostenloses Erstgespräch.